Am Anfang war die Feige

„Wein, Öl und Feigen sind die drei Urgewächse der frühesten höheren Zivilisation.“ (nach Genaust S. 249). Die Geschichte der Feige reicht sehr weit zurück. Die köstliche Frucht zählt zu einer der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Paläontologen zufolge, durch fossile Funde belegt, könnten die ersten schon lange vor Eintritt der Menschheit gewachsen sein.

Eine symbolträchtige Frucht

Die Feige steht für Wohlstand und Fruchtbarkeit. Die Römer widmeten die Feige dem Gott des Weines, Bacchus, und die Griechen dem Gott Dionysos – beide als Symbol für Lebensfreude und Rausch. Aber auch die Symbole der Laszivität und Sinnlichkeit werden der aromatischen Frucht zugesprochen.

Die sehr sexuell geprägte Symbolik hat auch negative Züge. Mit der „Feig´n“ hausieren ist in Wien ein volkstümlicher Ausdruck für Prostitution – ein Schürzenjäger ist ein „Feigentandler“. So steht die älteste Kulturpflanze für höchste Herzensgefühle und gleichzeitig für niedrigste Begierde.

Auf der biblischen Bühne

Wie schon in der Genesis beschrieben, fanden sich schon im Garten Eden Feigen (sie ist übrigens die einzige Frucht die überhaupt im Zusammenhang mit dem Garten Eden erwähnt wird). Es war ein Feigenblatt, welches die Blöße von Adam und Eva bedeckte, nachdem diese die verbotene Frucht genascht hatten. Schon über Jahrhunderte hinweg versehen Maler und Bildhauer Nackte mit einem Feigenblatt, basierend auf diese Bibelstelle.

Feiges Wurzeln

Schon im ersten Jahrhundert nach Christus wurden im westlichen Mittelmeerraum bis zu dreissig Sorten Feigen angebaut. Heute wir die Feige in vielen Ländern bepflanzt. Hauptproduzenten sind jedoch Länder wie Türkei, Griechenland, Spanien, Italien, Marokko und Portugal.

Sinnliche Tatsachen

Feigenbäume werden alt (bis zu 100 Jahre) und hoch (bis zu 30m). Der Baum der Erkenntnis lässt sich in männlich und weiblich unterteilen, wobei nur die weiblichen Früchte hervorbringen können. Die meisten Feigen blühen bis zu dreimal im Jahr! Frühfeigen, auch „Flori di Rico“ genannt, werden von April bis Juni geerntet und sind die wohlschmeckendsten. Die Sommerfeigen bekommt man von Juni bis September, werden „Pedagnuoli“ genannt und erbringen die größten Erträge. Am qualitativ minderwertigsten sind die Spätfeigen, oder auch als „Cimaruoli“ bezeichnet, welche von Oktober bis Januar geerntet werden.

Die Sortenvielfalt ist enorm. Man geht von unfassbar 700 Sorten Essfeigen weltweit aus, die nach verschiedensten Kriterien klassifiziert werden.

Vielseitige Früchte

Die Feige ist viel zu lecker, um sie Adam und Eva zu überlassen. Besonders am Ende des Sommers sind die Früchte an Saftigkeit und intensiven Aroma nicht zu überbieten.

Neben einer großen Menge Vitamin C und Mineralien, beinhaltet die Feige essentielle Aminosäuren.

Richtig reif ist eine Feige wenn der Stiel trocken, die Schale etwas verschrumpelt und die Frucht „weint“ – am Blütenansatz hat sich ein sogenannter Honigtropfen gebildet.

Die biblische Frucht eignet sich für eine vielfältige Verwendung. Süß oder pikant, roh oder gebraten, mit oder ohne Schale (nur wenn sie frisch und unbehandelt sind).

Eine Zubereitung aus gleichen Teilen Feigen, Mandeln, Pistazien, Zucker und einer Prise Kardamom und Safran, teigig verarbeitet mit Pflanzenmilch, gilt als Aphrodisiakum :).

Im asiatischen Raum wird die Feige auch für medizinische Zwecke genutzt. Der milchige Saft aus unreifen Früchten sollen gegen Warzen wirken (einreiben) oder das frische Feigenfruchtfleisch auf  das Zahnfleisch rund um einen schmerzenden Zahn auftragen, soll den Schmerz lindern.

Fazit, die Feigen sind mehr als ein biblische Bekleidungszweck und bereichern eine abwechslungsreiche Obstküche ungemein.